Wir fingen an, uns für das Monitoring chronischer Erkankungen zu
interessieren, als wir in den 80'ern begannen, unser Diabetes-Register
aufzubauen. Später wurde daraus ein multinationales WHO-Projekt,
über das wir noch ausführlicher in der Diabetes-Lektion berichten
werden. Es hat uns ziemlich überrascht, festzustellen, daß unser
Monitoring-Projekt eines der größten wurde, welches je für
eine chronische Erkankung durchgeführt wurde. So haben wir uns dann
weitergehend mit dem Problem beschäftigt, wie man am besten
nichtübertragbare
Erkrankungen (non-communicable diseases (NCDs)
überwacht. Was uns auch überrascht hat, war, daß es ]nur
für ganz wenige chronische Erkrankungen Untersuchungen zur Inzidenz auf
internationaler Ebene gab. Und wo es derartige Untersuchungen gab, war
oftmals keine Qualitätskontrolle vorhanden, sodaß man eigentlich
nicht sicher sein konnte, ob ein geographischer Unterschied wirklich
vorhanden war, oder ob dieser bloß dadurch bedingt war, daß in
manchen Ländern die Methoden zur Erfassung bestimmter Erkankungen besser
waren als in anderen. Dieses Problem wurde häufig in der Literatur
behandelt, ohne daß jedoch während der letzten 100 Jahre viel
passiert wäre.
Heute kann man zwei Bereiche des Monitorings unterscheiden: zum einen die
Erfassung infektiöser Erkankungen ('Surveillance'), die tw.
flächendeckend vorhanden ist, und billig, aber auch sehr ungenau ist.
Auf der anderen Seite steht die Erfassung chronischer Erkrankungen
(NCD-Register), die sehr begrenzt, kostenintensiv, aber auch genau ist. Wir
werden hier eine sehr elegante Methode des Monitorings vorstellen, die
sogenannte Capture-Recapture-Methode,
die ursprünglich aus der
Wildbiologie stammt.Wir glauben nämlich, daß dieses in Zukunft die
Methode der Wahl sein wird. Vielleicht kann man sich damit (und mithilfe des
Internets) schon in einem Jahrzehnt stündlich über die Verteilung
bestimmter Erkankungen in allen Ländern informieren.
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